Zu Fuß in die Stadt

Steingassenspaziergang

Es ist kurz nach acht Uhr. Die Sonne taucht die Häuser am Äußeren Stein schon in klares Licht. Die Luft ist noch kühl, aber frisch und angenehm – so, wie sie an einem schönen Herbstmorgen in Salzburg gerne ist. Ich ziehe meine Jacke zu und mache mich auf den Weg vom Äußeren Stein aus durch die Steingasse in Richtung Staatsbrücke.

Schon nach wenigen Schritten umfängt mich die ganz eigene Atmosphäre des Inneren Steins, der Steingasse: die schmale, kopfsteingepflasterte Gasse, flankiert auf der einen Seite vom Kapuzinerberg und den an ihm lehnenden, oft mittelalterlichen Häusern und Mauern; auf der anderen Seite von den in der Imbergstraße und am Giselakai im Zuge der Regulierung der Salzach bis heute gebauten, neueren Häusern.

Fußweg in die Salzburger Altstadt
gute Fotomotive
Teil einer alten Römerstraße; eine der ältesten Gassen in Salzburg
durch das Innere Steintor (altes Stadttor) „in zwei geteilt“
Für jedes Wetter

Es ist noch ruhig. Auf meinem Weg entdecke ich kleine und große Sehenswürdigkeiten: hier eine Steintafel aus dem 17. Jahrhundert, ein Marienbild und das Portal einer in den 1970er Jahren aufgelassenen Tändlerei mit einem aktuellen Graffito einer Künstlergemeinschaft; dort mittelalterliche Handwerker- und Bürgerhäuser, einen Teil der ursprünglichen Stadtmauer und das alte südgerichtete Stadttor. So früh begegnen mir nur wenige Menschen, aber eine Radfahrerin fährt von hinten vorbei, wegen dem Kopfsteinpflaster schüttelt es sie richtig durch, ihr Schutzblech hinten scheppert hörbar. Ich rieche Kaffee aus einem Fenster und freue mich auf mein eigenes Frühstück im Café Bazar.

An der textil-KUNST-Galerie vorbei gehe ich hinauf zum Lanzhaus und bleibe kurz vor dem Inneren Steintor stehen: die Steingasse öffnet sich plötzlich und ich schaue da, wo früher eine Zugbrücke und besagtes Tor den Eintritt in die Stadt reguliert haben, über die Salzach auf die andere Altstadtseite. Die Kuppel des Salzburger Doms und die hellen Flanken der Festung schauen in der Morgensonne hinter der geschlossenen Fassadenkette direkt an der Salzach einfach großartig aus.

Nach einer kurzen Weile geht es durch das alte Stadttor „in die Stadt“ hinunter zum Das Kino und weiter zum Anfang der Steingasse beim Platzl.

Zum Abschluss meines Spaziergangs, zur Belohnung, gehe ich an der Salzach gleich rechts der Staatsbrücke ins Bazar frühstücken. Drinnen im Bazar ist es warm, noch sind kaum Gäste da. Ich hänge meine Jacke an einem der Kleiderständer auf, hole mir eine Zeitung, setze mich im großen Gastraum an einen der freien Tische an den Fenstern und bestelle.

Am Weg

Stationen vom Äußeren Stein bis zum PLatzl

Äußerer Stein | Engelwirtsbrunnen
# 67 | Altes Hafnerhaus
# 63 | Thurner 1617 Baumgartner
# 59 | Marienbild
# 46 | Marmorportal
# 35 | Kahsbacher-Weberhaus
# 33 | Tändlerei
# 31 | Wohnhaus Josef Mohr / Prof. Robert Jungk
# 29 | Lunzer- / Luegerhaus
# 26 | Lanzhaus
# 25 | Geigenmacherhaus
# 24 | Maison de Plaisir
# 23 | Inneres Steintor
# 22 | Färberhaus
# 14 | Engelwirtshaus
# 9 | Bräu am Stein
zwischen # 5 und # 9 | Imbergstiege
# 1 | graben Von Stain
Beste Tageszeit

Am frühen Morgen, wenn die Steingasse noch still ist, oder abends, wenn ein paar Laternen an den alten Mauern versuchen sie zu beleuchten. Mittags liegt die Gasse meist im Schatten – angenehm kühl im Sommer, aber weniger atmosphärisch.

Nicht hetzen!

Die Gasse war lange Zeit ein Wohnort einfacher Handwerker, ärmerer Bürger und Händler. Ihre Häuser sind schmal und ragen steil empor. Die Häuser am Berg wurden zum Teil direkt an den Stein gebaut. Wenn es regnet sind auch heute noch manche an den Berg grenzenden Wände feucht. Heute erinnern solche Details daran, dass Salzburg nicht nur aus Glanz und Barock besteht, sondern auch aus Alltagsgeschichte. Wer langsamer und mit offenen Augen durch die Steingasse geht, bekommt mehr von den vielen, kleinen Details aus dem vergangenen und aktuellen Leben der Salzburger mit.

Dauer

Ohne Pause geht man in etwa 10 Minuten durch die Steingasse. Wer die kleinen und größeren Sehenswürdigkeiten entdecken und auf sich wirken lassen will, sollte mindestens eine halbe Stunde einplanen.

Schuhwerk

Am sehr unebenen Kopfsteinpflaster sind bequeme, feste Schuhe eine gute Wahl.

Fototipp

Der Blick leicht nach oben bringt die Enge und Höhe der Häuser sehr gut zur Geltung. So wirken die Fassaden mit ihren Simsen und Fenstern besonders eindrucksvoll.

Mehr

Der Spaziergang lässt sich wunderbar mit einem Aufstieg auf den Kapuzinerberg krönen. Über die 261 Stufen der Imbergstiege erreicht man eine der schönsten Aussichten auf Salzburg, direkt auf die Altstadt und über die Salzach auf die die Festung Hohensalzburg.

In Graz geboren, in Salzburg verwurzelt.

„Hier in Salzburg“ ist für mich eine Herzenssache. Die Website ist kein berufliches Projekt, sondern Freizeitbeschäftigung – meine Einladung an mich selbst (und an andere), Salzburg neu zu entdecken: zu Fuß, mit offenen Augen und mit jener stillen Freude, die man empfindet, wenn man merkt, dass man dort angekommen ist, wo man hingehört und dass man hier noch lange nicht alles gesehen und erlebt hat.

Christian Jarolim (hierinsalzburg.com)

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